Maria und die Hl. Eucharistie

 

Der verstorbene Kardinal Lepicier erzŠhlte einmal einem Priester, er sei von Papst Pius XI. zur Visitation der dunkelhŠutigen Katholiken in €thiopien gesandt worden; als er die Visitation glŸcklich zu Ende gefŸhrt hatte, musste er dem Papst Bericht erstatten. Er berichtete dem Papst, wie diese dunkelhŠutigen Katholiken fŸr drei wei§e Gestalten eine ganz besondere Verehrung haben: fŸr die wei§e Hostie im Altarssakrament, fŸr die strahlend wei§e jungfrŠuliche Gottesmutter in ihrer Unbefleckten EmpfŠngnis und fŸr den wei§gekleideten Stellvertreter Christi auf Erden, den Papst in seiner Unfehlbarkeit, wenn er als oberster Lehrer und Hirte der Kirche ex cathedra eine Entscheidung fŠllt in Sachen der Glaubens- und Sittenlehre. Als der Kardinal Lepicier das dem Papst Pius XI. berichtet hatte, kamen dem sehr autoritŠren, strengen Papst vor Ergriffenheit TrŠnen in die Augen.

Die Hl. Eucharistie, die unbefleckt empfangene, makellose, jungfrŠuliche Gottesmutter Maria und der unfehlbare Papst! Sind das nicht die HauptstŸtzen wahrhaft katholischer Gesinnung? Sie sind wie drei Magnetnadeln, wie drei Leitsterne aller wirklich treu katholisch gesinnten Seelen! Sie sind die drei ŸbernatŸrlichen Kraftquellen der katholischen Kirche, jener Kirche, deren unsichtbares Haupt der unter den eucharistischen Schleiern gegenwŠrtige Herr Jesus Christus, deren sichtbares Haupt aber der Papst und deren Herz gleichsam die jungfrŠuliche Gottesmutter Maria ist.

Die Hl. Eucharistie, die Gottesmutter und der Papst sind das leuchtende, richtunggebende Dreigestirn, das uns gerade in dunklen Zeiten der Verwirrung den rechten Weg zeigt.

Auf zwei in diesem Dreigestirn, auf die Hl. Eucharistie und die seligste Jungfrau in ihren Beziehungen zueinander, mšchte ich heute hinweisen.

Es gibt einen Titel, der der Gottesmutter seit einem Jahrhundert gegeben wird und der sehr schšn die Beziehungen zwischen Maria und der Hl. Eucharistie zum Ausdruck bringt. Es ist der Titel: ãUnsere Liebe Frau vom heiligsten Sakrament.Ò Der Hl. Peter Julian Eymard (+ 1.8.1868), der GrŸnder der Kongregation der Eucharistiner,  gab der Gottesmutter diesen Titel. Papst Pius X. aber, der heilige Papst der Eucharistie, hat diesen marianischen Ehrentitel mehrmals feierlich bestŠtigt und einen Ablass verliehen, wenn die Gottesmutter unter diesem Titel angerufen wird.

Maria und die heiligste Eucharistie. Bestehen denn wirklich Beziehungen zwischen beiden? Wie gehšren beide zusammen? Haben sie miteinander etwas zu tun? Wir werden sehen, dass sie viel miteinander zu tun haben, jedenfalls viel mehr, als man auf den ersten Blick vermuten mšchte.

Es sei da zuerst darauf hingewiesen, dass beide, Maria und die Hl. Eucharistie, heute weithin das gleiche Schicksal erleiden: Ehrfurchtslose GeringschŠtzung! Man will nicht mehr recht an die Grš§e und wŸrde beider glauben und man versagt ihnen vielfach die ihnen schuldige Ehrfurcht und Verehrung! Man glaubt nŠmlich nicht mehr recht an die AuserwŠhltheit Mariens, an ihre unbefleckte EmpfŠngnis und an ihre unverletzte JungfrŠulichkeit trotz ihrer heiligen Mutterschaft! Und genau so ergeht es dem Altarssakrament: Man glaubt vielfach nicht mehr an seine erhabene WŸrde und Grš§e, auf Grund der es nur mit reinem Herzen gefeiert und empfangen werden sollte! Man glaubt vielfach nicht mehr recht an die wahre, wirkliche Gegenwart Christi im Altarssakrament und geht darum oft so ehrfurchtslos mit dem Allerheiligsten um! Ich bin so froh, wenn ich bei meinen verschiedenen Aushilfen in der Salzburger Erzdišzese und darŸber hinaus, noch Pfarreien erlebe, in denen die Handkommunion nicht Ÿblich geworden ist, weil sie wirklich fŸr viele Menschen, denen es am nštigen Glauben und an der nštigen Ehrfurcht fehlt, schon zum Anlass fŸr traurige Sakrilegien geworden ist, fŸr wahrhaft glŠubige Menschen aber zum gro§en €rgernis werden kann.

Wir wollen in unserer Zeit der Kirchenkrise und Glaubensverwirrung ganz treu fest halten am Glauben unserer Vorfahren: am Glauben an die Reinheit und erhabene WŸrde der unbefleckt empfangenen, allzeit jungfrŠulichen Gottesmutter Maria und am Glauben an die wahre, wirkliche Gegenwart Christi im heiligsten Sakrament des Altares und zwar auch in den kleinsten Teilchen der verwandelten Brotsgestalt. Wir wollen darum fŸr beide, fŸr die liebe Gottesmutter Maria und fŸr das Altarssakrament die allergrš§te Ehrfurcht, Verehrung und Liebe aufbringen, wie es sich gehšrt. (In einer Pfarrei in Oberšsterreich war in der Reformationszeit der Glaube an die WŸrde, Reinheit und Heiligkeit der unbefleckt empfangenen, jungfrŠulichen Gottesmutter und der Glaube an die wahre, wirkliche Gegenwart Jesu Christi in der Hl. Eucharistie ganz besonders gefŠhrdet. Da begann in jener Pfarre der Seelsorger das Ÿbliche Gebet ãHochgelobt und gebenedeit sei das allerheiligste Sakrament des Altares ein klein wenig abzuŠndern und zu ergŠnzen; er brachte es den GlŠubigen in folgender, heute noch dort Ÿblicher Weise bei: ãHochgelobt und gebenedeit sei das allerheiligste Sakrament des Altares und die Unbefleckte EmpfŠngnis der seligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria!Ò Und es war auffallend, wie in jener Pfarrgemeinde Liebe und Verehrung zur unbefleckt empfangenen, jungfrŠulichen Gottesmutter, und eine ganz gro§e, ehrfŸrchtige HochschŠtzung des Hl. Altarssakramentes wieder eingekehrt ist und auch heute noch dort vorhanden sind.)

Beide, Maria und die heiligste Eucharistie, hŠngen eben ganz innig zusammen. Darum ist es begreiflich: wo der Glaube an die Mariendogmen von der  jungfrŠulichen Gottesmutterschaft Mariens, ihrer Unbefleckten EmpfŠngnis und ihrer leiblichen Aufnahme in die himmlische Herrlichkeit schwindet, dort schwindet auch der Glaube an die eucharistischen Dogmen vor der Wesensverwandlung des Brotes und Weines in Christi Leib und Blut und von der RealprŠsenz Christi unter den Gestalten von Brot und Wein. Und umgekehrt, wo man an der liebevollen Verehrung der unbefleckt empfangenen, jungfrŠulichen Gottesmutter Maria festhŠlt, dort hŠlt man auch – so ist es seit jeher wahrhaft katholische Haltung! – an der ehrfŸrchtigen HochschŠtzung des anbetungswŸrdigen Altarssakramentes fest.

Aber fragen wir nun etwas genauer, wie beide, Maria und das Hl. Altarssakrament, zusammenhŠngen. Die Antwort sei in folgenden Punkten gegeben:

  1. Maria hat durch ihre Einwilligung und demŸtige Bereitschaft zur jungfrŠulichen Mutterschaft das Wunder vermittelt, dass der Sohn Gottes Mensch werden und dann im Sakrament des Altares wahrhaft und wirklich mit seiner Gottheit   u n d   Menschheit, mit Fleisch und Blut, mit Leib und Seele gegenwŠrtig werden konnte, denn nicht erzwungenerma§en, sondern nur auf Grund der freien Zustimmung Mariens entstanden im jungfrŠulichen Mutterscho§ Mariens, aus ihrem Fleisch und Blut, der Leib und das Blut des Gottmenschen Jesus Christus, die in der Hl. Eucharistie gegenwŠrtig sind. Ein mittelalterlicher Theologe sagte einmal: (ãCaro Christi caro est MariŠ!Ò) Das Fleisch Christi ist – dem Ursprung nach – das Fleisch Mariens! Das stimmt noch dazu in einem viel tieferen Sinn, als etwa Fleisch und Blut eines jeden von uns dem Ursprung nach Fleisch und Blut seiner Mutter sind, denn beim Werden unseres durchbluteten Leibes wirkte ja nicht unsere Mutter allein, sondern auch der zeugende Vater mit, bei Jesus Christus aber war es auf Grund seiner jungfrŠulichen EmpfŠngnis ohne das Zutun eines Mannes nur die seligste Jungfrau Maria allein, durch die – rein biologisch gesehen – der menschliche Leib Jesu zu werden begann:

ãEmpfangen vom Hl. Geist, geboren aus Maria der JungfrauÒ, das gilt ja nicht blo§ fŸr die Menschennatur des historischen Jesus, sondern auch fŸr Leib und Blut des verklŠrten, in der Hl. Eucharistie gegenwŠrtigen Jesus. (Mit Recht hat darum im Jahre 1079 ein Konzil in Rom den Kanonikus Berengar von Tours, der die reale Gegenwart Christi in der Hl. Eucharistie leugnete und ganz Šhnlich wie heute modernistische Theologen nur von einer symbolischen Gegenwart Christi im Altarssakrament sprach, genštigt, folgendes Glaubensbekenntnis zu unterschreiben: ãIch, Berengar, glaube von Herzen und bekenne mit dem Munde, dass das Brot und der Wein, die auf dem Altare liegen, durch das Geheimnis des Gebetes und durch die Worte unseres Erlšsers wesentlich verwandelt werden in das wahre, eigentliche, lebenspendende Fleisch und Blut unseres Herrn Jesus Christus; und nach der Konsekration – so glaube ich es – sind Brot und Wein der wahre Leib Jesu Christi, der aus der Jungfrau (Maria) geboren wurde, der, geopfert fŸr das Heil der Welt, am Kreuze hing und der zur Rechten des Vaters sitzt, und das wahre Blut Christi, das aus seiner Seite floss, nicht nur im (Symbol und) Zeichen und in der Wirksamkeit des Sakramentes, sondern in seiner eigentlichen Natur und in seiner wahren WesenheitÒ (Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, 8. Aufl., Nr. 559).)

Auf Grund der ursprunghaften IdentitŠt des Fleisches und Blutes Christi mit dem Fleisch und Blut seiner jungfrŠulichen Mutter Maria ist es tatsŠchlich nicht Ÿbertrieben, wenn man behauptet hat, dass die Gottesmutter ãcausa radicalisÒ, wurzelhafte Ursache der Hl. Eucharistie in dem Sinn ist, das von Maria jener Leib und jenes Blut stammen, die in der Hl. Eucharistie wahrhaft und wirklich gegenwŠrtig sind.

  1. Wir wissen, dass in jeder Eucharistiefeier das Kreuzesopfer des ewigen Hohenpriesters Jesus Christus gegenwŠrtig gesetzt wird. Maria aber hat in ihrer Mutterliebe und Muttersorge die unendlich wertvolle Opfergabe gro§gezogen und gleichsam zubereitet, die im Kreuzesopfer und in der Eucharistiefeier der Hl. Messe dem himmlischen Vater  dargebracht wurde und wird. Auf Golgotha unter dem Kreuzaltar ihres gšttlichen Sohnes stehend, hat sie es uns allen mitleidend und mitopfernd mit dem ewigen Hohenpriester, vorgemacht, wie man mit Christi Opfer das eigene vereinigen soll. Sie hat als Diakonin des Opferpriesters von Golgotha gro§mŸtig auf ihre Mutterrechte verzichtet und ihr Liebstes und Teuerstes hingeopfert. Ob sie dasselbe nicht bei jeder Hl. Messe tut, wenn dabei – wie uns der Glaube sagt – das Kreuzesopfer gegenwŠrtig gesetzt wird?
  2. Die Eucharistiefeier ist aber nicht blo§ Opfer, sondern auch Opfermahl. Und unter diesem Gesichtspunkt kann man wieder etwas Wichtiges sagen Ÿber die Beziehungen zwischen Maria und der Hl. Eucharistie. Ich mšchte es so formulieren: Maria hat uns durch ihre mŸtterliche Liebe und Sorge, die sie ihrem gšttlichen Sohn entgegengebracht hat, und zwar vom ersten Augenblick an, da sie ihn in ihrem jungfrŠulichen Mutterscho§ tragen durfte, (den Tisch zu decken begonnen fŸr) das Opfermahl der Hl. Kommunion bereitet.

(Hier muss ich an meine gute Mutter denken: Wie war das immer schšn, wenn sie fŸr die gro§e, kinderreiche Familie den Tisch deckte. Diese Aufgabe lie§ sie sich nie abnehmen. Da war sie so ganz Mutter, in Liebe sorgend, dass alle neun Kinder zu essen bekamen und mšglichst zum gemeinsamen Tisch kamen.) So stelle ich mir  Maria vor (die heiligste Mutter) im kleinen Kreis der Hl. Familie von Nazareth, wenn sie nach altisraelitischem Brauch fŸr den tŠglichen Bedarf der Familie mit einer primitiven kleinen HausmŸhle zwischen zwei Steinen das nštige Quantum Weizen zu Mehl mahlte, das Mehl dann als Teig bereitete, Sauerteig dazu mengte und dann zu Brot gebacken hat. Wie mag ihr der Jesusknabe dabei zugeschaut, und dann – grš§er geworden – Helferdienste geleistet haben. Es klingt ja wie eine Kindheitserinnerung, wenn Christus in einem Gleichnis sagt: ãWomit soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und in drei Ma§ Weizenmehl mengte, bis alles durchsŠuert warÒ (Lk 13,20). – Maria ist aber nicht blo§ fŸr die kleine Familie von Nazareth, sondern auch fŸr die gro§e Gottesfamilie der Kirche die Mutter, die uns den Tisch deckt und das Mahl bereitet. Sie half das Himmelsbrot der Hl. Eucharistie bereiten und in ihrer mŸtterlichen Liebe sehnt sie sich danach, dass fŸr alle BrŸder und Schwerstern ihres gšttlichen Sohnes das Himmelsbrot bereitsteht und sie es auch wŸrdig empfangen. Sie, die bei der Hochzeit zu Kana die kleine Verlegenheit der Brautleute, denen der Wein ausgegangen war, sofort sah und diese Verlegenheit beheben half durch das Wunder, das sie von ihrem gšttlichen Sohn erbat, sie ist zweifellos auch jene, die mit wachen Augen und mit mŸtterlich sorgendem, liebendem Herzen sieht, wo hungernde Seelen sind, denen das Himmelsbrot der Hl. Eucharistie abgeht. Und wie wŸnscht doch diese gute Mutter  zweifellos so recht von Herzen, dass alle ihre Kinder immer mehr ãauf den Geschmack kommenÒ, der dem Himmelsbrot der Hl. Eucharistie eigen ist!

Zweifellos freut sich Unsere Liebe Frau gar sehr, wenn sie sieht, dass ihre Kinder, die BrŸder und Schwestern ihres gšttlichen Sohnes, nicht blo§ einmal im Leben, etwa bei der Erstkommunion, und nicht blo§ einmal im Jahr zur šsterlichen Zeit am Tisch des Herrn, den Maria uns zu decken half, erscheinen, sondern oft, womšglich monatlich oder noch besser Sonntag fŸr Sonntag oder gar tŠglich. Maria erinnert sich dabei sicher an jene selige stunde zurŸck, da ihr bei der VerkŸndigung durch den Engel Gabriel eine neun Monate dauernde ununterbrochene Vereinigung mit dem unter ihrem jungfrŠulichen Herzen Mensch gewordenen Gottessohn zu Teil wurde! Wie mag sie in jenen neun Monaten immer wieder hineingelauscht haben in ihr Inneres und Dialog, Zwiesprache gehalten haben mit ihrem Kinde!

Von dem gro§en englischen Konvertiten und Kardinal John Henry Newman stammt das Wort ãCor ad cor loquiturÒ (Das Herz spricht zum Herzen). Damals, als Maria den menschgewordenen Gottessohn unter ihrem makellosen Herzen trug, ist dies wortwšrtlich wahr gewesen: Cor ad cor, Herz an Herz, das Herz Jesu und das Mutterherz Mariens! Die beiden edelsten, reinsten, heiligsten Herzen in einem wunderbaren Gleichklang der Gesinnung, der WŸnsche, GefŸhle und Regungen. Was aber damals Maria in sich erlebte, das wiederholt sich doch eigentlich bei jeder Hl. Kommunion. So hat doch Christus ausdrŸcklich gesagt in seiner eucharistischen Verhei§ungsrede (bei Joh 6): ãWer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in Mir und Ich in ihm!Ò Er in mir, ich in ihm, cor ad cor, Herz am Herzen! Und wenn es auf das Herz ankommt – im biologischen, aber auch im ethisch sittlichen Sinn, dann mŸsste doch unser Herz gesunden, wenn es am Herzen Jesu ruht kraft der Christusbegegnung einer hŠufigen, wŸrdigen, Gnade bringenden Hl. Kommunion. Wir mŸssten nur in der Gesinnung Mariens kommunizieren! Und sie gleichsam mitnehmen an die Kommunionbank. Wie freut sich doch eine gute Mutter, wenn sie sieht, dass alle Kinder (an dem von ihr gedeckten Tisch) bei dem von ihr bereiteten Mahl wacker zugreifen und es ihnen schmeckt und mundet. So ist es doch sicher auch bei Maria. Sie freut sich, wenn wir uns oft einfinden am Tisch des Herrn und wenn uns dieses hl. Mahl schmeckt, weil wir auf den Geschmack gekommen sind, dass uns dieses heilige Brot das Gnadenleben stŠrkt und mehrt und uns seelisch reifer, opferbereiter, innerlicher und reiner werden lŠsst. – Wie aber ein richtiges Mahl, das nicht blo§ rasch verschlungen, sondern wirklich genossen wird, nicht blo§ neue Kraft gibt, sondern auch aus erlebter Tischgemeinschaft Freude schenkt, so ist es auch beim eucharistischen Mahl: es schenkt ebenfalls wahre Tischfreuden, die der treue, eifrige, glŠubig und ehrfurchtsvoll gesinnte Kommunikant bisweilen sogar handgreiflich zu spŸren bekommt: Mehr Glaubensfreude, mehr Arbeitsfreude im Einsatz fŸr alles Gute, mehr Opferfreude, mehr Freude am inneren Fortschritt, das sind Wirkungen, die die hŠufige, wŸrdige Hl. Kommunion in vielen unserer eifrigen Christen hervorbringt. Daran ist aber wiederum Maria beteiligt, die wir in der Lauretanischen Litanei mit Recht die Ursache unserer Freude nennen. Das wissen jene, die aus marianischem Geist und in echter Christusliebe ihre immer neue Einsatzbereitschaft fŸr das Reich Gottes und im Dienste der Mitmenschen erweisen als gottgeweihte Ordensschwestern, als Krankenschwestern, als wahrhaft christliche MŸtter und VŠter, als Laienapostel. Woher kŠme deren Eifer, deren Schwung, deren selbstlose Liebe und Hingabe an die anderen und an die Apostolatsarbeit, wenn nicht aus der Tatsache, dass sie durch die BerŸhrung mit Christus immer wieder neue Kraft bekommen, wenn Cor ad cor, Herz am Herzen ruht und die Liebe des Herzens Jesu in das eigene Herz Ÿberstršmt, wie es einst bei Maria war in den neun Monaten ihres seligen Advents.

  1. Hier taucht Ÿbrigens in der Besprechung der Beziehungen zwischen Maria und der Hl. Eucharistie noch eine Frage auf: (die einer meiner Studenten mir tatsŠchlich einmal gestellt hat) ob nŠmlich Maria auch kommuniziert hat? Ich behaupte aus fester †berzeugung, dass Maria nicht blo§ die neun Monate dauernde Kommunion ihrer heiligen Schwangerschaft gekannt hat, sondern nach der Himmelfahrt ihres gšttlichen Sohnes sicher oft, ja wahrscheinlich sogar tŠglich die Hl. Kommunion in der Gestalt des verwandelten Brotes empfangen hat. Hšchstwahrscheinlich hat Maria kein anderes Sakrament als nur das Altarssakrament empfangen: sicher hat sie das Sakrament der Taufe nicht empfangen, denn sie begann ja unbefleckt, frei von der ErbsŸnde, ihre irdische Existenz; auf Grund eines besonderen Gnadenprivilegs Gottes zog sich Maria in ihrer unbefleckten EmpfŠngnis die ErbsŸnde gar nicht zu, die bei uns erst durch das Sakrament der Taufe getilgt wurde. Sicher hat Maria auch das Bu§sakrament nicht empfangen, denn sie blieb ja, wie es klare Lehre der Kirche ist, zeitlebens frei von jeder persšnlichen SŸnde und hatte darum das Bu§sakrament nicht nštig, ja konnte dieses nicht einmal empfangen. Aber das Altarssakrament hat Maria nach meiner festen †berzeugung empfangen. Wie komme ich zu dieser Behauptung?  Auf Grund einer Stelle in der Apg 2,46. Dort steht von den Christen der Urkirche geschrieben: ãTŠglich verharrten sie einmŸtig im Gebet und brachen zu Hause das (eucharistische) Brot und nahmen ihr Mahl mit Frohlocken und in Einfalt des Herzens, indem sie Gott priesen und bei allem Volk beliebt warenÒ. Zu diesen Christen der Urkirche gehšrte bis zu ihrem seligen Heimgang dann doch vor allem auch Maria. Ich kann mir unmšglich vorstellen, dass sie sich von dieser heiligen eucharistischen Gebets-, Opfer- und Mahlgemeinschaft, die tŠglich da und dort in irgendeinem Hause der Urgemeinde gefeiert wurde, ausgeschlossen hŠtte.  Nein, sie war dabei, so wie sie inmitten der JŸnger war, die im Abendmahlssaal betend auf die Herabkunft des Hl. Geistes warteten.

In der tŠglichen Hl. Kommunion wurde es fŸr Maria immer wieder wahr: Cor ad cor, ihr Herz am Herzen des Sohnes. In Freud und Leid. So soll es auch bei uns sein: im tapferen AufwŠrtsstreben, im mutigen Ringen und KŠmpfen fŸr Glauben und Kirche. Maria hat es uns vorgemacht. Gehen wir zu Maria und lernen wir auch das von ihr: Tischgemeinschaft mit Christus zu halten in Freud und Leid und in Einfalt des Herzens, mit gro§er Opferbereitschaft, mit starkem, unerschŸtterlichem Glauben an das Geheimnis des Glaubens und in gro§er Ehrfurcht, die heute leider gar oft der Hl. Eucharistie gegenŸber fehlt.

Diese marianische Betrachtung Ÿber ãMaria und die Hl. Eucharistie sei mit dem Hinweis auf ein Erlebnis der drei Hirtenkinder von Fatima abgeschlossen: Lucia, Jacinta und Francisco hatten eines Tages wieder – wie Ÿblich – den Rosenkranz gebetet. Da sahen sie sich plštzlich von einem au§erordentlichen Glanz umgeben. Sie sahen einen Engel, der einen Kelch in der Hand trug, Ÿber dem eine Hostie schwebte, von der Blutstropfen in den Kelch rannen  ... Kelch und Hostie blieben in der Luft schweben, wŠhrend der Engel neben den Kindern niederkniete und sie aufforderte das folgende Gebet mit ihm zusammen zu beten: ãHeiligste Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Hl. Geist! Ich bete dich aus tiefster Seele an und opfere dir den kostbaren Leib, das Blut, die Seele und die Gottheit unseres Herrn Jesus Christus auf, der in allen Tabernakeln der ganzen Welt gegenwŠrtig ist, zur Genugtuung fŸr die SchmŠhungen, durch die er beleidigt wird. Durch die unendlichen Verdienste des heiligsten Herzens Jesu und die FŸrsprache des Unbefleckten Herzens MariŠ bitte ich um die Bekehrung der armen SŸnder!Ò – Sodann erhob sich der Engel, nahm die Hostie und reichte sie Lucia, den Kelch aber teilte er zwischen Jacinta und Francisco und sprach: ãNehmet hin den Leib und das Blut Jesu Christi, die von den undankbaren Menschen furchtbar beleidigt werden!Ò (I. Gonzaga da Fonseca, Maria spricht zur Welt, 14. Aufl., Innsbruck 1957 S. 120). Den Kindern aber gab der Engel noch die Mahnung: ãBetet, betet viel!  Die heiligsten Herzen Jesu und MariŠ wollen sich euer fŸr die PlŠne ihrer Barmherzigkeit bedienen ... Bringt dem Herrn immerwŠhrend Gebete und Opfer dar als SŸhne fŸr die vielen SŸnden, durch die Er beleidigt wird, und betet um die Bekehrung der SŸnder ...  Vor allem aber nehmt die Leiden, die euch der Herr senden wird, mit Ergebung an und ertragt sie geduldig!Ò (a.a.O.S, 119)

Nehmen auch wir uns das zu Herzen und was der Engel des Friedens sicher im Auftrag der unbefleckt empfangenen Gottesmutter  - die drei Hirtenkinder zu beten lehrte, das sollten auch wir oft vor dem im Hl. Sakrament gegenwŠrtigen Herrn beten:

ãMein Gott, ich glaube, ich hoffe, ich liebe dich und bete dich an! Ich bitte dich um Verzeihung fŸr jene, die nicht glauben, nicht hoffen, dich nicht lieben und nicht anbeten!Ò

(ãMein Gott, ich glaube ..., ich glaube auch an die wahre, wirkliche Gegenwart des Sohnes des himmlischen Vaters und der Jungfrau Maria im heiligsten Sakrament des AltaresÒ, das hat uns in ergreifender Weise der grš§te Gottesgelehrte des Mittelalters, der Hl. Thomas von Aquin vorgelebt im Leben und im Sterben: Als er auf dem Weg zum II. Konzil von Lyon Anfang MŠrz 1274 schwer erkrankte und sterbend in die Zisterzienserabtei Fossanova sŸdlich von Rom eingeliefert wurde, bat er um die  heilige Wegzehrung. Der Abt des Kosters brachte sie ihm. Vor dem Empfang wurde der Sterbende – dem damaligen Brauch der Kirche entsprechend – gefragt, ob er denn auch wirklich glaube, dass in der konsekrierten Hostie der menschgewordene Sohn Gottes gegenwŠrtig sei, der aus dem Scho§ der seligsten Jungfrau hervorgegangen, am Pfahl des Kreuzes gehangen, fŸr uns gestorben und am dritten Tag glorreich auferstanden sei, da antwortete der Hl. Thomas v. A. mit klarer Stimme unter TrŠnen: ãIch glaube wahrhaftig und bin mir sicher: Der hier GegenwŠrtige ist wahrer Gott und wahrer Mensch, Sohn Gottes des Vaters und der Jungfrau Maria. So glaube ich es mit meiner Seele und bekenne es im Wort, wie es der Priester Ÿber dieses heiligste Sakrament zu lehren hat.Ò Unmittelbar vor Empfang des heiligsten Sakramentes sagte er dann noch: ãIch empfange dich als Lšsepreis meiner Seele; ich empfange dich als Wegzehrung fŸr meine letzte Pilgerfahrt. Aus Liebe zu dir habe ich studiert, gewacht und mich abgemŸht, dich habe ich gepredigt und gelehrt. Niemals habe ich etwas gegen dich gesagt. Sollte ich aber etwas Gegenteiliges gesagt haben, so habe ich es unwissend gesagt, und ich beharre nicht hartnŠckig auf meiner  Meinung. Wenn ich Ÿber dieses Sakrament oder Ÿber andere schlecht gelehrt habe, so Ÿberlasse ich es ganz der Verbesserung durch  die heilige ršmische Kirche, in deren gehorsam ich nun aus dem Leben scheide.Ò

Zwei der Hymnen, in denen der Hl. Thomas von Aquin seinen Glauben an die Gegenwart des menschgewordenen Sohnes Gottes im heiligsten Sakrament der Eucharistie artikuliert hat, seien als Betrachtungsstoff Ÿber das Thema ãMaria und die heiligste EucharistieÒ hiergesetzt:

1.    ãPange lingua gloriosi corporis mysterium ...Ò

ÒPreiset, Lippen, das Geheimnis ÉÓ (vgl. Deutsches Brevier Bd. 2, S.195)

2.    ãAdoro Te, devote latens Deitas ...Ò

ãGottheit tief verborgen, betend nahÔ ich dir ...Ò (vgl. Gotteslob Nr. 546)