Maria und die Hl. Eucharistie
Der verstorbene Kardinal Lepicier erzŠhlte einmal einem
Priester, er sei von Papst Pius XI. zur Visitation der dunkelhŠutigen
Katholiken in €thiopien gesandt worden; als er die Visitation glŸcklich zu Ende
gefŸhrt hatte, musste er dem Papst Bericht erstatten. Er berichtete dem Papst,
wie diese dunkelhŠutigen Katholiken fŸr drei wei§e Gestalten eine ganz
besondere Verehrung haben: fŸr die wei§e Hostie im Altarssakrament, fŸr die
strahlend wei§e jungfrŠuliche Gottesmutter in ihrer Unbefleckten EmpfŠngnis und
fŸr den wei§gekleideten Stellvertreter Christi auf Erden, den Papst in seiner
Unfehlbarkeit, wenn er als oberster Lehrer und Hirte der Kirche ex cathedra
eine Entscheidung fŠllt in Sachen der Glaubens- und Sittenlehre. Als der
Kardinal Lepicier das dem Papst Pius XI. berichtet hatte, kamen dem sehr
autoritŠren, strengen Papst vor Ergriffenheit TrŠnen in die Augen.
Die Hl. Eucharistie, die unbefleckt empfangene, makellose,
jungfrŠuliche Gottesmutter Maria und der unfehlbare Papst! Sind das nicht die
HauptstŸtzen wahrhaft katholischer Gesinnung? Sie sind wie drei Magnetnadeln,
wie drei Leitsterne aller wirklich treu katholisch gesinnten Seelen! Sie sind
die drei ŸbernatŸrlichen Kraftquellen der katholischen Kirche, jener Kirche, deren
unsichtbares Haupt der unter den eucharistischen Schleiern gegenwŠrtige Herr
Jesus Christus, deren sichtbares Haupt aber der Papst und deren Herz gleichsam
die jungfrŠuliche Gottesmutter Maria ist.
Die Hl. Eucharistie, die Gottesmutter und der Papst sind das
leuchtende, richtunggebende Dreigestirn, das uns gerade in dunklen Zeiten der
Verwirrung den rechten Weg zeigt.
Auf zwei in diesem Dreigestirn, auf die Hl. Eucharistie und
die seligste Jungfrau in ihren Beziehungen zueinander, mšchte ich heute hinweisen.
Es gibt einen Titel, der der Gottesmutter seit einem
Jahrhundert gegeben wird und der sehr schšn die Beziehungen zwischen Maria und
der Hl. Eucharistie zum Ausdruck bringt. Es ist der Titel: ãUnsere Liebe Frau
vom heiligsten Sakrament.Ò Der Hl. Peter Julian Eymard (+ 1.8.1868), der
GrŸnder der Kongregation der Eucharistiner, gab der Gottesmutter diesen Titel. Papst
Pius X. aber, der heilige Papst der Eucharistie, hat diesen marianischen
Ehrentitel mehrmals feierlich bestŠtigt und einen Ablass verliehen, wenn die
Gottesmutter unter diesem Titel angerufen wird.
Maria und die heiligste Eucharistie. Bestehen denn wirklich
Beziehungen zwischen beiden? Wie gehšren beide zusammen? Haben sie miteinander
etwas zu tun? Wir werden sehen, dass sie viel miteinander zu tun haben,
jedenfalls viel mehr, als man auf den ersten Blick vermuten mšchte.
Es sei da zuerst darauf hingewiesen, dass beide, Maria und
die Hl. Eucharistie, heute weithin das gleiche Schicksal erleiden:
Ehrfurchtslose GeringschŠtzung! Man will nicht mehr recht an die Grš§e und
wŸrde beider glauben und man versagt ihnen vielfach die ihnen schuldige
Ehrfurcht und Verehrung! Man glaubt nŠmlich nicht mehr recht an die
AuserwŠhltheit Mariens, an ihre unbefleckte EmpfŠngnis und an ihre unverletzte
JungfrŠulichkeit trotz ihrer heiligen Mutterschaft! Und genau so ergeht es dem
Altarssakrament: Man glaubt vielfach nicht mehr an seine erhabene WŸrde und
Grš§e, auf Grund der es nur mit reinem Herzen gefeiert und empfangen werden
sollte! Man glaubt vielfach nicht mehr recht an die wahre, wirkliche Gegenwart
Christi im Altarssakrament und geht darum oft so ehrfurchtslos mit dem
Allerheiligsten um! Ich bin so froh, wenn ich bei meinen verschiedenen
Aushilfen in der Salzburger Erzdišzese und darŸber hinaus, noch Pfarreien
erlebe, in denen die Handkommunion nicht Ÿblich geworden ist, weil sie wirklich
fŸr viele Menschen, denen es am nštigen Glauben und an der nštigen Ehrfurcht
fehlt, schon zum Anlass fŸr traurige Sakrilegien geworden ist, fŸr wahrhaft
glŠubige Menschen aber zum gro§en €rgernis werden kann.
Wir wollen in unserer Zeit der Kirchenkrise und
Glaubensverwirrung ganz treu fest halten am Glauben unserer Vorfahren: am
Glauben an die Reinheit und erhabene WŸrde der unbefleckt empfangenen, allzeit
jungfrŠulichen Gottesmutter Maria und am Glauben an die wahre, wirkliche
Gegenwart Christi im heiligsten Sakrament des Altares und zwar auch in den
kleinsten Teilchen der verwandelten Brotsgestalt. Wir wollen darum fŸr beide,
fŸr die liebe Gottesmutter Maria und fŸr das Altarssakrament die allergrš§te
Ehrfurcht, Verehrung und Liebe aufbringen, wie es sich gehšrt. (In einer Pfarrei in Oberšsterreich war in der Reformationszeit
der Glaube an die WŸrde, Reinheit und Heiligkeit der unbefleckt empfangenen,
jungfrŠulichen Gottesmutter und der Glaube an die wahre, wirkliche Gegenwart
Jesu Christi in der Hl. Eucharistie ganz besonders gefŠhrdet. Da begann in
jener Pfarre der Seelsorger das Ÿbliche Gebet ãHochgelobt und gebenedeit sei
das allerheiligste Sakrament des Altares ein klein wenig abzuŠndern und zu
ergŠnzen; er brachte es den GlŠubigen in folgender, heute noch dort Ÿblicher
Weise bei: ãHochgelobt und gebenedeit sei das allerheiligste Sakrament des
Altares und die Unbefleckte EmpfŠngnis der seligsten Jungfrau und Gottesmutter
Maria!Ò Und es war auffallend, wie in jener Pfarrgemeinde Liebe und Verehrung
zur unbefleckt empfangenen, jungfrŠulichen Gottesmutter, und eine ganz gro§e,
ehrfŸrchtige HochschŠtzung des Hl. Altarssakramentes wieder eingekehrt ist und
auch heute noch dort vorhanden sind.)
Beide, Maria und die heiligste Eucharistie, hŠngen eben ganz
innig zusammen. Darum ist es begreiflich: wo der Glaube an die Mariendogmen von
der jungfrŠulichen
Gottesmutterschaft Mariens, ihrer Unbefleckten EmpfŠngnis und ihrer leiblichen
Aufnahme in die himmlische Herrlichkeit schwindet, dort schwindet auch der
Glaube an die eucharistischen Dogmen vor der Wesensverwandlung des Brotes und
Weines in Christi Leib und Blut und von der RealprŠsenz Christi unter den
Gestalten von Brot und Wein. Und umgekehrt, wo man an der liebevollen Verehrung
der unbefleckt empfangenen, jungfrŠulichen Gottesmutter Maria festhŠlt, dort
hŠlt man auch – so ist es seit jeher wahrhaft katholische Haltung!
– an der ehrfŸrchtigen HochschŠtzung des anbetungswŸrdigen
Altarssakramentes fest.
Aber fragen wir nun etwas genauer, wie beide, Maria und das
Hl. Altarssakrament, zusammenhŠngen. Die Antwort sei in folgenden Punkten
gegeben:
ãEmpfangen vom Hl.
Geist, geboren aus Maria der JungfrauÒ, das gilt ja nicht blo§ fŸr die
Menschennatur des historischen Jesus, sondern auch fŸr Leib und Blut des
verklŠrten, in der Hl. Eucharistie gegenwŠrtigen Jesus. (Mit Recht hat
darum im Jahre 1079 ein Konzil in Rom den Kanonikus Berengar von Tours, der die
reale Gegenwart Christi in der Hl. Eucharistie leugnete und ganz Šhnlich wie
heute modernistische Theologen nur von einer symbolischen Gegenwart Christi im
Altarssakrament sprach, genštigt, folgendes Glaubensbekenntnis zu
unterschreiben: ãIch, Berengar, glaube von Herzen und bekenne mit dem Munde,
dass das Brot und der Wein, die auf dem Altare liegen, durch das Geheimnis des
Gebetes und durch die Worte unseres Erlšsers wesentlich verwandelt werden in
das wahre, eigentliche, lebenspendende Fleisch und Blut unseres Herrn Jesus
Christus; und nach der Konsekration – so glaube ich es – sind Brot
und Wein der wahre Leib Jesu Christi, der aus der Jungfrau (Maria) geboren
wurde, der, geopfert fŸr das Heil der Welt, am Kreuze hing und der zur Rechten
des Vaters sitzt, und das wahre Blut Christi, das aus seiner Seite floss, nicht
nur im (Symbol und) Zeichen und in der Wirksamkeit des Sakramentes, sondern in
seiner eigentlichen Natur und in seiner wahren WesenheitÒ (Neuner-Roos, Der
Glaube der Kirche, 8. Aufl., Nr. 559).)
Auf Grund der
ursprunghaften IdentitŠt des Fleisches und Blutes Christi mit dem Fleisch und
Blut seiner jungfrŠulichen Mutter Maria ist es tatsŠchlich nicht Ÿbertrieben,
wenn man behauptet hat, dass die Gottesmutter ãcausa radicalisÒ, wurzelhafte
Ursache der Hl. Eucharistie in dem Sinn ist, das von Maria jener Leib und jenes
Blut stammen, die in der Hl. Eucharistie wahrhaft und wirklich gegenwŠrtig
sind.
(Hier muss ich an
meine gute Mutter denken: Wie war das immer schšn, wenn sie fŸr die gro§e,
kinderreiche Familie den Tisch deckte. Diese Aufgabe lie§ sie sich nie
abnehmen. Da war sie so ganz Mutter, in Liebe sorgend, dass alle neun Kinder zu
essen bekamen und mšglichst zum gemeinsamen Tisch kamen.) So stelle ich mir Maria vor (die heiligste Mutter) im
kleinen Kreis der Hl. Familie von Nazareth, wenn sie nach altisraelitischem
Brauch fŸr den tŠglichen Bedarf der Familie mit einer primitiven kleinen
HausmŸhle zwischen zwei Steinen das nštige Quantum Weizen zu Mehl mahlte, das
Mehl dann als Teig bereitete, Sauerteig dazu mengte und dann zu Brot gebacken
hat. Wie mag ihr der Jesusknabe dabei zugeschaut, und dann – grš§er
geworden – Helferdienste geleistet haben. Es klingt ja wie eine
Kindheitserinnerung, wenn Christus in einem Gleichnis sagt: ãWomit soll ich das
Reich Gottes vergleichen? Es gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und in
drei Ma§ Weizenmehl mengte, bis alles durchsŠuert warÒ (Lk 13,20). –
Maria ist aber nicht blo§ fŸr die kleine Familie von Nazareth, sondern auch fŸr
die gro§e Gottesfamilie der Kirche die Mutter, die uns den Tisch deckt und das
Mahl bereitet. Sie half das Himmelsbrot der Hl. Eucharistie bereiten und in
ihrer mŸtterlichen Liebe sehnt sie sich danach, dass fŸr alle BrŸder und Schwerstern
ihres gšttlichen Sohnes das Himmelsbrot bereitsteht und sie es auch wŸrdig
empfangen. Sie, die bei der Hochzeit zu Kana die kleine Verlegenheit der
Brautleute, denen der Wein ausgegangen war, sofort sah und diese Verlegenheit
beheben half durch das Wunder, das sie von ihrem gšttlichen Sohn erbat, sie ist
zweifellos auch jene, die mit wachen Augen und mit mŸtterlich sorgendem,
liebendem Herzen sieht, wo hungernde Seelen sind, denen das Himmelsbrot der Hl.
Eucharistie abgeht. Und wie wŸnscht doch diese gute Mutter zweifellos so recht von Herzen, dass
alle ihre Kinder immer mehr ãauf den Geschmack kommenÒ, der dem Himmelsbrot der
Hl. Eucharistie eigen ist!
Zweifellos freut
sich Unsere Liebe Frau gar sehr, wenn sie sieht, dass ihre Kinder, die BrŸder
und Schwestern ihres gšttlichen Sohnes, nicht blo§ einmal im Leben, etwa bei
der Erstkommunion, und nicht blo§ einmal im Jahr zur šsterlichen Zeit am Tisch
des Herrn, den Maria uns zu decken half, erscheinen, sondern oft, womšglich
monatlich oder noch besser Sonntag fŸr Sonntag oder gar tŠglich. Maria erinnert
sich dabei sicher an jene selige stunde zurŸck, da ihr bei der VerkŸndigung
durch den Engel Gabriel eine neun Monate dauernde ununterbrochene Vereinigung
mit dem unter ihrem jungfrŠulichen Herzen Mensch gewordenen Gottessohn zu Teil
wurde! Wie mag sie in jenen neun Monaten immer wieder hineingelauscht haben in
ihr Inneres und Dialog, Zwiesprache gehalten haben mit ihrem Kinde!
Von dem gro§en
englischen Konvertiten und Kardinal John Henry Newman stammt das Wort ãCor ad
cor loquiturÒ (Das Herz spricht zum Herzen). Damals, als Maria den
menschgewordenen Gottessohn unter ihrem makellosen Herzen trug, ist dies
wortwšrtlich wahr gewesen: Cor ad cor, Herz an Herz, das Herz Jesu und das
Mutterherz Mariens! Die beiden edelsten, reinsten, heiligsten Herzen in einem
wunderbaren Gleichklang der Gesinnung, der WŸnsche, GefŸhle und Regungen. Was
aber damals Maria in sich erlebte, das wiederholt sich doch eigentlich bei
jeder Hl. Kommunion. So hat doch Christus ausdrŸcklich gesagt in seiner
eucharistischen Verhei§ungsrede (bei Joh 6): ãWer mein Fleisch isst und mein
Blut trinkt, der bleibt in Mir und Ich in ihm!Ò Er in mir, ich in ihm, cor ad
cor, Herz am Herzen! Und wenn es auf das Herz ankommt – im biologischen,
aber auch im ethisch sittlichen Sinn, dann mŸsste doch unser Herz gesunden,
wenn es am Herzen Jesu ruht kraft der Christusbegegnung einer hŠufigen,
wŸrdigen, Gnade bringenden Hl. Kommunion. Wir mŸssten nur in der Gesinnung
Mariens kommunizieren! Und sie gleichsam mitnehmen an die Kommunionbank. Wie
freut sich doch eine gute Mutter, wenn sie sieht, dass alle Kinder (an dem von
ihr gedeckten Tisch) bei dem von ihr bereiteten Mahl wacker zugreifen und es
ihnen schmeckt und mundet. So ist es doch sicher auch bei Maria. Sie freut
sich, wenn wir uns oft einfinden am Tisch des Herrn und wenn uns dieses hl.
Mahl schmeckt, weil wir auf den Geschmack gekommen sind, dass uns dieses
heilige Brot das Gnadenleben stŠrkt und mehrt und uns seelisch reifer,
opferbereiter, innerlicher und reiner werden lŠsst. – Wie aber ein
richtiges Mahl, das nicht blo§ rasch verschlungen, sondern wirklich genossen
wird, nicht blo§ neue Kraft gibt, sondern auch aus erlebter Tischgemeinschaft
Freude schenkt, so ist es auch beim eucharistischen Mahl: es schenkt ebenfalls
wahre Tischfreuden, die der treue, eifrige, glŠubig und ehrfurchtsvoll gesinnte
Kommunikant bisweilen sogar handgreiflich zu spŸren bekommt: Mehr
Glaubensfreude, mehr Arbeitsfreude im Einsatz fŸr alles Gute, mehr Opferfreude,
mehr Freude am inneren Fortschritt, das sind Wirkungen, die die hŠufige,
wŸrdige Hl. Kommunion in vielen unserer eifrigen Christen hervorbringt. Daran
ist aber wiederum Maria beteiligt, die wir in der Lauretanischen Litanei mit
Recht die Ursache unserer Freude nennen. Das wissen jene, die aus marianischem
Geist und in echter Christusliebe ihre immer neue Einsatzbereitschaft fŸr das
Reich Gottes und im Dienste der Mitmenschen erweisen als gottgeweihte
Ordensschwestern, als Krankenschwestern, als wahrhaft christliche MŸtter und
VŠter, als Laienapostel. Woher kŠme deren Eifer, deren Schwung, deren
selbstlose Liebe und Hingabe an die anderen und an die Apostolatsarbeit, wenn
nicht aus der Tatsache, dass sie durch die BerŸhrung mit Christus immer wieder
neue Kraft bekommen, wenn Cor ad cor, Herz am Herzen ruht und die Liebe des Herzens
Jesu in das eigene Herz Ÿberstršmt, wie es einst bei Maria war in den neun
Monaten ihres seligen Advents.
In der tŠglichen
Hl. Kommunion wurde es fŸr Maria immer wieder wahr: Cor ad cor, ihr Herz am
Herzen des Sohnes. In Freud und Leid. So soll es auch bei uns sein: im tapferen
AufwŠrtsstreben, im mutigen Ringen und KŠmpfen fŸr Glauben und Kirche. Maria
hat es uns vorgemacht. Gehen wir zu Maria und lernen wir auch das von ihr:
Tischgemeinschaft mit Christus zu halten in Freud und Leid und in Einfalt des
Herzens, mit gro§er Opferbereitschaft, mit starkem, unerschŸtterlichem Glauben
an das Geheimnis des Glaubens und in gro§er Ehrfurcht, die heute leider gar oft
der Hl. Eucharistie gegenŸber fehlt.
Diese marianische
Betrachtung Ÿber ãMaria und die Hl. Eucharistie sei mit dem Hinweis auf ein
Erlebnis der drei Hirtenkinder von Fatima abgeschlossen: Lucia, Jacinta und
Francisco hatten eines Tages wieder – wie Ÿblich – den Rosenkranz
gebetet. Da sahen sie sich plštzlich von einem au§erordentlichen Glanz umgeben.
Sie sahen einen Engel, der einen Kelch in der Hand trug, Ÿber dem eine Hostie
schwebte, von der Blutstropfen in den Kelch rannen ... Kelch und Hostie blieben in der Luft
schweben, wŠhrend der Engel neben den Kindern niederkniete und sie aufforderte
das folgende Gebet mit ihm zusammen zu beten: ãHeiligste Dreifaltigkeit, Vater,
Sohn und Hl. Geist! Ich bete dich aus tiefster Seele an und opfere dir den
kostbaren Leib, das Blut, die Seele und die Gottheit unseres Herrn Jesus
Christus auf, der in allen Tabernakeln der ganzen Welt gegenwŠrtig ist, zur
Genugtuung fŸr die SchmŠhungen, durch die er beleidigt wird. Durch die
unendlichen Verdienste des heiligsten Herzens Jesu und die FŸrsprache des
Unbefleckten Herzens MariŠ bitte ich um die Bekehrung der armen SŸnder!Ò
– Sodann erhob sich der Engel, nahm die Hostie und reichte sie Lucia, den
Kelch aber teilte er zwischen Jacinta und Francisco und sprach: ãNehmet hin den
Leib und das Blut Jesu Christi, die von den undankbaren Menschen furchtbar
beleidigt werden!Ò (I. Gonzaga da Fonseca, Maria spricht zur Welt, 14. Aufl.,
Innsbruck 1957 S. 120). Den Kindern aber gab der Engel noch die Mahnung:
ãBetet, betet viel! Die heiligsten
Herzen Jesu und MariŠ wollen sich euer fŸr die PlŠne ihrer Barmherzigkeit
bedienen ... Bringt dem Herrn immerwŠhrend Gebete und Opfer dar als SŸhne fŸr
die vielen SŸnden, durch die Er beleidigt wird, und betet um die Bekehrung der
SŸnder ... Vor allem aber nehmt die
Leiden, die euch der Herr senden wird, mit Ergebung an und ertragt sie
geduldig!Ò (a.a.O.S, 119)
Nehmen auch wir uns
das zu Herzen und was der Engel des Friedens sicher im Auftrag der unbefleckt
empfangenen Gottesmutter - die drei
Hirtenkinder zu beten lehrte, das sollten auch wir oft vor dem im Hl. Sakrament
gegenwŠrtigen Herrn beten:
ãMein Gott, ich
glaube, ich hoffe, ich liebe dich und bete dich an! Ich bitte dich um
Verzeihung fŸr jene, die nicht glauben, nicht hoffen, dich nicht lieben und
nicht anbeten!Ò
(ãMein Gott, ich
glaube ..., ich glaube auch an die wahre, wirkliche Gegenwart des Sohnes des
himmlischen Vaters und der Jungfrau Maria im heiligsten Sakrament des AltaresÒ,
das hat uns in ergreifender Weise der grš§te Gottesgelehrte des Mittelalters,
der Hl. Thomas von Aquin vorgelebt im Leben und im Sterben: Als er auf dem Weg
zum II. Konzil von Lyon Anfang MŠrz 1274 schwer erkrankte und sterbend in die
Zisterzienserabtei Fossanova sŸdlich von Rom eingeliefert wurde, bat er um
die heilige Wegzehrung. Der Abt des
Kosters brachte sie ihm. Vor dem Empfang wurde der Sterbende – dem
damaligen Brauch der Kirche entsprechend – gefragt, ob er denn auch
wirklich glaube, dass in der konsekrierten Hostie der menschgewordene Sohn
Gottes gegenwŠrtig sei, der aus dem Scho§ der seligsten Jungfrau
hervorgegangen, am Pfahl des Kreuzes gehangen, fŸr uns gestorben und am dritten
Tag glorreich auferstanden sei, da antwortete der Hl. Thomas v. A. mit klarer
Stimme unter TrŠnen: ãIch glaube wahrhaftig und bin mir sicher: Der hier
GegenwŠrtige ist wahrer Gott und wahrer Mensch, Sohn Gottes des Vaters und der
Jungfrau Maria. So glaube ich es mit meiner Seele und bekenne es im Wort, wie
es der Priester Ÿber dieses heiligste Sakrament zu lehren hat.Ò Unmittelbar vor
Empfang des heiligsten Sakramentes sagte er dann noch: ãIch empfange dich als Lšsepreis
meiner Seele; ich empfange dich als Wegzehrung fŸr meine letzte Pilgerfahrt.
Aus Liebe zu dir habe ich studiert, gewacht und mich abgemŸht, dich habe ich
gepredigt und gelehrt. Niemals habe ich etwas gegen dich gesagt. Sollte ich
aber etwas Gegenteiliges gesagt haben, so habe ich es unwissend gesagt, und ich
beharre nicht hartnŠckig auf meiner
Meinung. Wenn ich Ÿber dieses Sakrament oder Ÿber andere schlecht
gelehrt habe, so Ÿberlasse ich es ganz der Verbesserung durch die heilige ršmische Kirche, in deren
gehorsam ich nun aus dem Leben scheide.Ò
Zwei der Hymnen, in
denen der Hl. Thomas von Aquin seinen Glauben an die Gegenwart des
menschgewordenen Sohnes Gottes im heiligsten Sakrament der Eucharistie
artikuliert hat, seien als Betrachtungsstoff Ÿber das Thema ãMaria und die
heiligste EucharistieÒ hiergesetzt:
1. ãPange lingua gloriosi corporis mysterium ...Ò
ÒPreiset, Lippen,
das Geheimnis ÉÓ (vgl. Deutsches Brevier Bd. 2, S.195)
2. ãAdoro
Te, devote latens Deitas ...Ò
ãGottheit tief
verborgen, betend nahÔ ich dir ...Ò (vgl. Gotteslob Nr. 546)